Allgemein

Bericht über die personelle und pädagogische Situation im Durchgangs- u. Sonderheim Leipzig 20.02.1954

von W. F. (Heimleiter)

Durchgangs- u. Sonderheim

Windorfer Straße 55/80

Im Jahre 1953 wurden dem Durchgangsheim 2178 Kinder und Jugendliche beiderlei Geschlechts zugeführt, die wieder in die zuständigen Kreise, Heime rückgeführt oder weitergeleitet worden sind, nach erfolgter Einweisung durch die zentr. Lenkungsstelle. Leider sind nur einige Wochen zwar alle Planstellen besetzt gewesen, aber durch Krankheitsausfälle im Jahre 1953 mußten immer wieder von den Kollegen Mehrleistungen gefordert werden.

Bl. 1 RS

Die monatlichen Zuführungen liegen zwischen 143 und 255 im Jahre 1953. Da wir mit den Jugendlichen zeitweise Arbeitseinsätze durchführen, die unbefristet mit unseren VE Betrieben abgeschlossen werden und eine Arbeitserziehung mit zweckvollen Betätigungen ermöglichen.

Diese Einsätze werden in Gruppen geleistet und die Kollegen Gruppenerzieher sind mit an der Arbeitsstelle.

Bedingt durch die z.Zt. noch weit über den in der Richtlinie festgesetzten Zeitraum (14 Tage) für den Aufenthalt im Durchgangsheim liegenden Aufenthalt von Kindern und Jugendlichen ist es eine Forderung, die Arbeitsweise der bearbeitenden Stellen so zu verbessern, daß der Direktive Rechnung getragen werden kann. Durch die unterschiedliche Zusammensetzung der Kinder und Jugendlichen altersmäßig als auch intelligenzmäßig ist es nicht leicht ja sogar z.T. unmöglich Planarbeit so durchzuführen, wie wir es bei voller Besetzung unserer Planstellen erreichen können. Durch die dauernde Unterbesetzung an Erziehern leidet auch erheblich die Qualfizierung der Kollegen im Selbststudium und erschwert ihre Teilnahme am Fernstudium.

Es ist auch eine nicht zu übersehene Forderung, daß unausgebildete Kollegen, die in ihrer Arbeit, der der schon geschulten Kollegen nicht nachstehen, entsprechend ihrer Leistung die gleiche Bezahlung erhalten können, um ein Abwandern zu verhindern und auch einen Leistungsbezahlung zu ermöglichen.

Wir fordern die soz. Gleichstellung mit den Kollegen Lehrern, die auch ohne Ausbildung eine höhere Bezahlung erhalten als unsere Kollegen. Aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre ist auch noch immer die Forderung nach „Springkräften“ unerfüllt, die es ermöglicht, bei Ausfällen durch Krankheit, Schulung u.ä. die Planarbeit ungehindert weiter zu führen.

Dank der bewußten Einstellung unserer Kollegen sind bisher alle Schwierigkeiten ohne große Pannen gemeistern worden, allerdings können wir dies nicht mehr verantworten, da wir laufend mit den Gesetzen und Ministerialbeschlüssen kollidieren.

(…)

Eine persönliche Rücksprache mit der staatl. Kommision für Stellenpläne in Berlin sollte zu einer Überprüfung an Ort und Stelle führen, leider hielten die Kollegen den vereinbarten Termin nicht ein, ja sie haben es sogar nicht einmal für notwendig gehalten ein diesbezügliches Schreiben mit Terminangabe zu beantworten. In diesem Verhalten drückt sich die bisherige grobe Unterschätzung unserer Arbeit aus.

(…)

Neben dem pädagogischen Personal gehören zu unserem Heim noch 4 Zuführer, die alle Zu- und Rückführungen sowie die Sorgerechtsentzüge durchzuführen haben. Da die Kollegen ihre Tätigkeit im gesamten Gebiet der DDR ausführen, sind sie abhängig von den Plänen der Reichsbahn und anderen Verkehrsmitteln in den jeweiligen Orten. (…)

Q.:

Sächsisches Staatsarchiv, 22178 Spezialkinderheim „Hans Beimler“ Leipzig-Heiterblick, Nr. 141
Chronik des Durchgangsheimes Leipzig 1965-1982

Hinterlasse einen Kommentar